Donnerstag, 12. März 2015

Eingetaucht

Indien ist ein Ort an dem bereits um 5 Uhr morgens das Leben pulsiert. Es ist noch dunkel als wir uns auf den Weg zum Hafen machen. 
In Nagapattinam angekommen reiht sich ein farbenfrohes Fischerboot ans nächste. 

Zwei gemalte große Augen schauen uns vom Buk des Schiffes aus an. Diese sollen den Fischern immer den rechten Weg weisen und sie sicher zum Festland führen.

Aus dem Bauch der Fischerboote wird tonnenweise Fisch ausgeladen, um ihn direkt an Ort und Stelle zu verkaufen.  Trotz der anstrengenden Tage auf See, sind die Fischer guter Laune und bringen ihren Fang lauthals an den Mann. 

Langsam wird der Himmel hell und die Möwen ziehen am Himmel ihre Kreise. Der Geruch von Fisch liegt in der Morgenluft.

Auf dem direkt vor den Booten stattfindenden Markt herrscht reges Treiben;
Menschen reichen einander Körbe mit frischem Fisch weiter, Frauen balancieren waghalsig Eimer auf ihren Köpfen, Männer nutzen ein Fahrrad, um die schweren Kisten von A nach B zu transportieren.
Die Vielfalt von Fischen lässt uns stauen: von Thunfisch, über Aal, Hammerhai und Stachelrochen bis hin zu Krabben und Hummern ist alles zu finden.









 







  



Mittwoch, 18. Februar 2015

Die Magie von Nagore


Schon von weitem kann man die Spitze des höchsten Minaretts erblicken.
Der Eingang der Dargah ist farbenfroh, das Innere verziert mit Kacheln in jeder Farbe und Form.

Der Sprechgesang des Muezzin erklingt und der Geruch von Weihrauch liegt in der Luft.

Nun ertönen Glocken, der Mullah hält das Gebet ab und segnet die Umstehenden mit einer Pfauenfeder.

Im Innenhof der Dargah treffen sich Familien um gemeinsam zu essen, andere Menschen schlafen im Schatten der Nachmittagssonne, wieder andere beten.

Eine kleine versteckte, grüne Tür bildet den Eingang zum Kräutergarten, in dem Heilmittel gegen die verschiedensten Krankheiten gedeihen. 

Die fünf weißen, in den Himmel ragenden Minarette umgeben den heiligen Ort.
Die Zahl fünf hat im Islam eine große Bedeutung und steht für die fünf Säulen, auf denen der Islam basiert.
Diese bestehen aus dem Glaubensbekenntnis, welches jeder Muslim ablegen muss; den Pflichtgebeten, die fünf Mal am Tag ausgeübt werden; der Armenabgabe, die jeder Gläubige leisten muss; dem Fasten während des heiligen Monats Ramadan und der Pilgerfahrt nach Mekka, die jeder Muslim einmal im Leben antreten soll.

Im hinteren Teil der Dargah befindet sich das heilige Wasserbecken, in dessen Tiefe viele Pilger eintauchen um sich von ihren Sünden zu befreien.

Die Dargah wurde zu Ehren Shahul Hamids erbaut und auf dessen Grabstätte errichtet.
Sie befindet sich in Nagore, einer Küstenstadt im Süden Indiens, welche im Bundesstaat Tamil Nadu liegt.

Die Dargah wurde gemeinsam von Muslimen und Hindus erbaut und ist symbolisch für ein friedliches Miteinander der beiden Religionen.

Shahul Hamid lebte Ende des 15. bis Anfang des 16. Jahrhunderts und wurde in Uttar Pradesh geboren. Er trat eine Pilgerreise an, die ihn nach Mekka, auf die Malediven, nach Sri Lanka und schließlich nach Tamil Nadu führte.

Zu seinen Lebzeiten soll er vielen Menschen geholfen und unglaubliche Wunder vollbracht haben.
Am bekanntesten ist die Legende, welcher zufolge Shahul den hinduistischen König Achutta Nayak von einem Fluch befreite.
Shahul fand heraus, dass die Ursache des Fluches eine mit Nadeln durchstochene Taube war und erlöste das Tier von seinem Leid. Daraufhin erholte sich der König und war Shahul ewig dankbar.

Aufgrund dieses Ereignisses werden auch heute noch Tauben in der Dargah freigelassen.


Lea
















Die Grundpfeiler des Sikhismus

Am Ende unserer Reise stießen wir in Pushkar, im Bundesstaat Rajasthan auf eine kleine, aber sehr interessante Religion: den Skihismus.
Der Sikhismus entstand im heutigen Pakistan im 15. Jahrhundert und ist deswegen eine noch recht junge Religion, die auf fortschrittlichen Werten basiert.
Wir besuchten den Gurdwara (Tempel) in Pushkar mit Neugier, da wir noch nicht sehr viel über diese Glaubensrichtung wussten.

Für die Gläubigen des Sikhismus ist ihr Gott der Schöpfer, der den Menschen erschaffen hat, damit er seine wahre Stellung im Kosmos erkennt und sich mit dem Kosmos vereinigt. Meditation und das „sich selbst Bewusstwerden“ stehen im Vordergrund, um Erleuchtung zu erlangen.

Ein interessanter Aspekt, der diese Religion auch sehr alltagstauglich macht ist, dass sie sich klar von der Bedürfnislosigkeit (Askese) abgrenzt und die Grundprinzipien ein weltliches Leben lehren, welches Reichtum und Vermögen nicht als Hindernis für ein spirituelles Leben sehen.

Die Grundwerte des Sikhismus bestehen aus Brüderlichkeit, einem sozial ausgerichteten Familienleben, ehrlicher Arbeit und spiritueller Entwicklung. Dabei legen sie besonderen Wert auf die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, da sie gleichermaßen spirituelles Wachstum erfahren sollen.
Außerdem ist ein zentrales Thema die Überwindung seines Egos, um inneren Frieden zu erreichen. Die Sikhs gehen davon aus, dass jeder Mensch die Fähigkeit  besitzt, um erwachtes Bewusstsein („Erlösung“) zu erlangen und in Verbundenheit mit der Schöpfung zu leben.

Das Glaubensbekenntnis der Sikhs ist das „Mul Mantra“, welches normalerweise beim Beten rezitiert wird, aber auch in Form von einem Lied zur Meditation genutzt wird.
Die Hauptaussage dieses Mantras ist:

„Das Universum ist Eins ohne Teilung. Der Eine Schöpfer ist in allem Tun und jedem Ding. Wir sind mit allen Dingen verbunden. Wir sind ein kreatives Bewusstsein.
Wenn wir den  Bewusstseinszustand des Erwachens erkennen, handeln wir in Übereinstimmung mit dem Muster der universellen Wahrheit.“

Das ist der Link zum Lied: https://www.youtube.com/watch?v=O15QaGkxYrI  

Dieses Mantra ist die Essenz aller spirituellen Lehren im Skihismus, hervorgebracht im 15. Jahrhundert von Guru Nanak Dev, dem Begründer dieser Glaubensrichtung.

Uns hat der Einblick in diese Religion inspiriert, da sie fortschrittliche Werte vertritt und sich trotzdem sehr mit der Erfüllung der menschlichen Seele auseinandersetzt.  


Leider gab es seit Mitte des letzten Jahrhunderts viele Konflikte zwischen der Glaubensgemeinde der Sikhs und der hinduistischen Regierung Indiens, da die Sikhs mehr religiöse Unabhängigkeit forderten und für Autonomie des Sikh-Bundesstaats Punjab eintraten. Dieser Konflikt endete 1984 in einem Blutbad im Goldenen Tempel von Amritsar (heiligster Tempel der Sikhs), bei dem mehr als 2.000 Sikhs ums Leben kamen. 


Anabell

Donnerstag, 4. Dezember 2014

Ammaiyar und die zauberhafte Mango – eine hinduistische Geschichte aus Karaikkal


Der 1929 erbaute Ammaiyar Tempel in Karaikkal erzählt in 18 Bildern die Geschichte von Ammaiyars Leben und ihrem starken Glauben an Shiva.



        Ammaiyar ist im 6. Jhr in Karaikkal gebohren, dieses Bild zeigt sie und ihre Eltern.
Karaikkal ist ca. 30 km von Vailankanni, unserem Wohnort entfernt.



       Ammaiyar heiratet Paramathathan.


Ihr Ehemann war ein Händler aus Nagapattinam. Eines Tages bekommt er zwei Mangos geschenkt.


Er überreicht sie Ammaiyar und bittet sie die Mangos für ihn aufzubewahren. 


            Eines Tages bekommt sie unerwarteten Besuch von Bhikashatanar. Dieser ist hungrig von seiner langen Reise und bittet Ammaiyar um etwas zu essen. 

(Bhikashatarnar: Eine Verkörperung Shivas - eine der drei Hauptgottheiten des Hinduismus)




Großzügig bietet sie ihm einen der beiden Mangos ihres Mannes an.



        Als der Mann am Abend hungrig von der Arbeit kommt, fordert er seine beiden Mangos. Daraufhin bittet Ammaiyar Gott Shiva um seine Hilfe und betet für eine Mango. Dieser erhört ihren Wunsch und kurz darauf erscheint diese.


     Dieses Wunder lässt ihren Ehemann glauben, sie sei eine Gottheit.


    Da er sich ihrer unwürdig fühlt, beschließt er, sie zu verlassen und macht sich auf den Weg in ein anderes Land.



 Bald gründet er eine neue Familie mit einer anderen Frau.



Er benennt sein erstes Kind nach Ammaiyar.


Er und seine Familie huldigen Ammaiyar und beten sie an. Überfordert von der Verehrung, wünscht sie sich die Gestalt eines Geistes anzunehmen. 



          Gott Shiva erfüllt ihr den Wunsch und sie lässt ihren Körper und ihre Schönheit zurück.


       Nun widmet sie ihr ganzes Leben Shiva und wird vom Kreislauf der Wiedergeburten befreit.



      Das letzte Bild zeigt Shiva und Ammaiyar vereinigt.