Ständige Stromausfälle und Wasserknappheit, welche auf eine
lange Dürreperiode zurückzuführen sind, stellen für uns kein Problem mehr da.
Wenn es heißt „water is not coming“, dann wartet man ein paar Stunden und
wäscht dann seine Wäsche – man lernt, sich an die Gegebenheiten anzupassen.
Trotzdem begegnen uns täglich neue Herausforderungen: Das
erste mal auf uns allein gestellt durch Velankanni, um ein bisschen zu
schlendern, Obst zu kaufen und die Gegend zu erkunden hat uns viele Nerven
gekostet, aber auch viele positive Eindrücke beschert. Man steht verloren am
Straßenrand, weiß nicht in welche Richtung man zuerst schauen soll, weil man
das Gefühl hat, die Autos kommen von überall her. Lautes Hupen, Passanten, die
einen beobachten und Kühe, die sich todesmutig vor einem über die Straße trauen
– all das trägt zur anfänglichen Überforderung bei.
Dieses Gefühl kann schnell wieder verfliegen, wenn man beim
Kauf von ein paar Bananen durch ein freundliches Lächeln und ein paar nette
Worte wieder ein wenig Sicherheit zurückgewinnt.
Das Bild der Straßen ist geprägt von einem sehr hohen
Männeranteil, was einem zu Beginn ein Gefühl der Beklemmtheit bescheren kann.
Gerade als Europärerin lenkt man viele Blicke auf sich - diese Aufmerksamkeit
die ausschließlich auf unsere Äußerlichkeiten zurückzuführen ist, empfinden wir
sowohl als positiv als auch als negativ. Für uns ist es schwierig
nachzuvollziehen, dass eine helle Hauptfarbe als absolutes Schönheitsideal
gilt. Gerade im Alltag taucht das Thema häufig auf - es wird sich gegenseitig
„diskriminiert“ und versucht, mit chemischen Mitteln aktiv die Hautfarbe
aufzuhellen.
Dies kommt uns besonders absurd vor, da unser
Schönheitsideal im kompletten Gegensatz dazu steht.
Hier im Projekt haben wir immer mehr das Gefühl, unseren
Platz zu finden und mehr Verantwortung übertragen zu bekommen. Mittlerweile
stellen wir in unseren Augen weniger Last dar und können
aktiv im Alltag mitwirken.
Die Kinder sind uns schon sehr ans Herz gewachsen und wir freuen
uns darüber sie immer besser kennen lernen zu können. Das schnellste, was man
hier zurückbekommt ist Zuneigung.
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